Wappen von Vila Isabel

Das Jogo de Bicho - ein Spiel erobert das Land

Um die finanzielle Not des Zoos zu lindern, führte der Baron von Drummond 1890 das Jogo de Bicho (Tierspiel oder Tierlotterie) ein, eine Form des Glücksspiels, welches das Land im Sturm erobern sollte. Obwohl es eigentlich verboten ist, zählt das Jogo de Bicho noch heute zu den beliebtesten Spielen der Brasilianer.

Ein Glücksspiel als Finanzspritze für den Zoo

Bereits kurz nach seiner Eröffnung geriet der Zoo in eine finanzielle Notlage, da die Regierung der neuen Republik, die 1889 das Kaiserreich abgelöst hatte, die staatlichen Zuwendungen strich. Die Lösung des Problems fand der Baron bei einem Spaziergang durch das Zentrum Rios. In der Rua Ouvidor traf er auf den mexikanischen Blumenhändler Manuel Ismael Zevada. Dieser verkaufte seinen Kunden kleine Kärtchen mit Bildern und Namen von Blumen. Am Abend wurde eine dieser Blumen per Los ausgewählt, der Besitzer der entsprechenden Karte erhielt einen Preis. 1890 erbat der Baron von der Regierung die Erlaubnis, eine Form dieses Spiels in seinem Zoo einzuführen. Seiner Bitte wurde entsprochen.

Ratgeber
Einer der zahlreichen Ratgeber mit Tipps, wie man das Spiel erfolgreich spielen sollte

Von diesem Zeitpunkt an erhielt jeder Besucher des Zoos eine Karte mit dem Abbild eines der 25 Tiere. Der Baron wählte jeden Tag eines der Tiere aus, und um 15 Uhr wurde es auf einer großen Holztafel präsentiert. Der glückliche Besitzer der richtigen Karte erhielt das Zwanzigfache des Eintrittspreises als Gewinn. Der Erfolg des Jogo de Bicho war gewaltig. Schon bald reichten die Transportkapazitäten der Ferro-Carril de Vila Isabel nicht mehr aus, um alle Besucher zum Zoo zu bringen, so dass zahlreiche Spielwütige zu Fuß gehen mussten. 1895 wurde das Jogo de Bicho jedoch als illegales Glücksspiel verboten.

Das Jogo de Bicho heute

Das Verbot hielt die spielwütigen Brasilianer allerdings nicht davon ab, ihr beliebtes Spiel weiterzuspielen - bis in die heutige Zeit hinein. Und so sieht man an zahlreichen Straßenecken in fast allen Städten des Landes die Buchmacher des Jogo de Bicho sitzen. Die Regeln des Spiels haben sich ein wenig verändert. Zwar setzt man auch weiterhin auf die 25 Tiere des Barons, wählt danach aber eine weitere Nummer zwischen 1 und 100 aus. Der Einsatz kann indviduell gestaltet werden, liegt aber selten höher als einige Reais. Da das Spiel verboten ist, wird die Lotterie, die Milionenumsätze verbuchen kann, vollständig von der Unterwelt organisiert. Doch die brasilianischen Behörden ahnden das illegale Glücksspiel jedoch nur selten.